Ghashghai-Teppich – Der König unter den Nomadenteppichen
Diese Woche geht es mit den Ghashghai-Teppichen weiter in unserer Serie. Sie haben den Beinamen, Könige unter den Nomadenteppichen zu sein. Warum? Weil sie von besonderer Qualität sind. Die Einzelheiten erklären wir Ihnen im nachfolgenden Artikel. Die Ghaschghais oder Kaschgai sind Nomaden und die bedeutendsten teppichknüpfenden zugleich. Sie leben im Südwesten Irans, in der Region Fars. Die Hauptstadt der Region Schiras ist bis heute der wichtigste Handelsknoten für diese Teppiche. Die Ghashghai-Teppiche zählen den gefragtesten Nomadenteppichen, da sie schwer erhältlich sind.
Typische Merkmale eines Ghashghai-Teppichs
Das bekannteste Merkmal dieser Teppiche ist ihr Muster: bekannt als Heibathlou-Muster. Dieses erkennt man an Kästen in allen Ecken sowie einem rautenförmigen Mittelfeld, das meist reich verziert ist mit floralen und animalen Ornamenten. Oft werden konkrete Motive geknüpft, wie z.B. Kamele, Hunde oder Bäume. Manchmal auch abstraktere Motive aus dem alten Persepolis. Die Ghaschghais weisen kein klassisches Mittelmedaillon auf. Ein weiteres Charakteristikum ist, dass sich die Motive oft wiederholen und die Teppiche Kästchenreihen als Bordüre aufweisen. Geknüpft wird nie nach Vorlage, sondern ausschließlich aus dem Gedächtnis der meist weiblichen Knüpferinnen. Daher ist die Anordnung der verschiedenen Ornamente selten symmetrisch. Diese Abweichung ist ein weiteres ganz klassisches und leicht zu erkennendes Merkmal der Ghaschghais.
Die Ketten- und Schussfäden sind aus Wolle, die meist von eigenen Schafen stammt und selbst gesponnen und gefärbt wird. Typisch für Ghaschghais sind die mehrfarbigen Kettenfäden, die am Ende wunderschöne andersfarbige Fransen hervorbringen. Geknüpft wird mit dem türkischen Knoten und einem doppelten Schussfaden. Diese besondere Knüpftechnik führt dazu, dass die Teppiche eine hohe Festigkeit und Steife aufweisen. Die in der Form kein anderer Nomadenteppich aufweisen kann.
Die dominanten Farben sind meist ein bräunliches Rot, Orange und Blau. Gern werden Grün, Weiß und Gold als Kontrastfarben genommen. Die Teppiche weisen eine hohe Knüpfdichte von durchschnittlich 100.000 bis 250.000 Knoten/qm auf sowie einen kurzen Flor und weiche, glänzende Wolle.
Rarität statt Massenware
Bis heute werden die Ghaschghais ausschließlich für den Eigenbedarf geknüpft. Sie werden in den Zelten der Nomaden als Bodenbelag oder Schlafunterlage benutzt. Das macht diese Teppiche so exklusiv, da sie nur in kleinen Mengen vorkommen. So müssen die Händler oft weite Wege auf sich nehmen, um mit den Nomaden auf ihrer Wanderschaft zu verhandeln. Jeder echte Ghaschghai erzählt daher seine eigene Geschichte. Weil der Webstuhl auf der Wanderschaft immer transportiert werden muss, sind die Formate eher klein. Das tut der Nachfrage aber keinen Abbruch.
Eine Unterart dieser Teppiche bilden die Loribaft- und Risbaft-Teppiche, die auch vom Stamm der Ghaschghai geknüpft werden. Diese werden aber lockerer geknüpft.